Lernen mit und über digitale Medien

Was kann Schule von youtube lernen?

In den vergangenen Jahren wurde in den Medien schon einige Male die Frage diskutiert:  Ist youtube der bessere Lehrer? An dieser Stelle möchten wir mit diesem Beitrag ansetzen und einen Denkanstoß geben, inwiefern Lehrer die positiven Eigenschaften von youtube sich für Ihren Unterricht nutzbar machen sollten.

Laut einer Umfrage der Körber Stiftung aus dem Monat Juni des letzten Jahres nutzen 90% der 12 – 19 jährigen mehrfach in der Woche youtube. Das ist mittlerweile keine überraschend Meldung mehr. Allerdings gaben 40% der Befragten bei einer weiteren Umfrage der Körber Stiftung an dass youtube für sie für den Wissenserwerb also die Wissensaneignung im Mittelpunkt steht. Diese Aussage fanden wir zunächst ein wenig überraschend und haben und haben unter den Schülerinnen und Schülern unserer Schule zugegeben eine nicht repräsentative Umfrage gemacht, die diese Ergebnisse aber ebenfalls widerspiegelte. Unterhaltung und Zeitvertreib sind meisten genannten und für jeden nachvollziehbaren Ziele bei der primäre Nutzung von youtube. Nun stellt sich aber vor dem Hintergrund der Ergebnisse aber die Frage: Welchen Vorteil hat eine Wissensaneignung über youtube für junge Leute.

Ein Vorteil ist sicherlich, dass dann gelernt werden kann wenn tatsächlich das Problem auftritt. Stellen wir uns hierfür einmal folgende Situation vor. Der Schüler  macht zu Hause seine Mathematik-Hausaufgaben und hat ein Problem. Dann kann er das Erklärvideo über youtube sich genau zu diesem Problem anschauen.  So können zeitunabhängig Wissenslücken geschlossen werden.  Das ist auch von Bedeutung für den Unterricht in der Schule, denn nun ist der Wissenserwerb nicht mehr abhängig  nur vom Lehrer, sondern die Lernenden sind unabhängig und können sich ihr Wissen selbsständig aneignen.  Sie sind an dieser Stelle unabhängig und können zu einem großen Teil selbstgesteuert lernen. Sie können sich das Erklärvideo/youtube-Video raussuchen, welches ihnen sagt. Sie können eben dem EduTuber folgen, den sie verstehen und den sie sympathischsten finden bzw. der aus Sicht der Schülerinnen und Schüler die Sachen am besten erklärt. Das trägt in der Regel maßgeblich zum Lernerfolg bei.

Wir finden diesen Begriff Edutuber sehr interessant, da er eine Mischung aus education und youtube  wiedergibt. Der Trend letzten Jahre zeigt eindeutig in diese Richtung.

Aber wie müssen Erklärvideos bei youtube gestaltet werden, damit sie eben diesen Nutzen für junge Leute erfüllen. Aus unserer Sicht gibt es an dieser Stelle eine zentrale Voraussetzung. Es muss sich um sogenannte kleine Lernnuggets handeln. Das sind thematisch abgeschlossene kleine Einheiten, die in der Regel nicht länger als maximal 2 – 4 Minuten sind. Diese Lernnuggets erklären immer nur ein einziges Thema. Das hat dann den Vorteil, dass die Lernenden Zeit sparen und dass der Fokus eben nicht verlorengeht. Man informiert sich nur genau zu dem einen Thema, das im Moment interessiert bzw. mit dem man ein Problem hat. Auf diese Weise schließen die Schüler dann selbstgesteuert punktuell genau die Wissenslücke, die sie für sich im Vorfeld identifiziert haben.

Im Zusammenhang mit dieser Vorgehensweise wird angeführt, dass so keine Lernleistung mehr existiert bzw. keine komplexen Problemstellungen langfristig gelöst werden. Aus unserer Sicht ist dem nicht so, denn diese kleinen Lernnuggets ermöglichen es den Lernenden zunächst einmal den Lernstoff im Sinne der Lerntaxonomie von Bloom zu verstehen und widergeben zu können. Erst danach kommen natürlich die weiteren Kompetenzen die Entwicklung von Problemlösungen, Bewerten und eigene Lösungen kreieren. Für uns setzen die Lernnuggets in der Form von youtube Erklärvideos genau auf dieser unteren Ebenen, auf der um das Verstehen und Aneignen von Wissen geht.

Die Lerrnvideos mit den kleinen Lernnuggets haben für uns den maßgeblichen Vorteil dass Wissenslücken dann geschlossen werden können, wenn sie auftreten. Es entsteht folglich ein sogenanntes Learning-on-Demand. Ferner findet auch keine Ablenkung durch weitere Informationen um das eigentliche Problem herum statt.

Schauen wir uns nochmal die Ausgangsfrage an. Was kann Schule von youtube lernen?

Aus unserer Sicht ist das relativ einfach. Kurze Videos, die auf sogenannten Lernnuggets basieren können uns extrem helfen, dass Wissenslücken direkt zum Zeitpunkt zu dem sie entstehen, an der Stelle an der sie bemerkt werden und an dem Ort an dem sie auftreten (nämlich zu Hause bei den Hausaufgaben) konkret geschlossen werden können. Folglich besteht damit dann in der Schule die Möglichkeit den Fokus mehr auf Transferaufgaben bzw. Anwendungsaufgaben zu setzen. Für die Lösung dieser Aufgaben ist nämlich dann die Auseinandersetzung untereinander z. B. in der Gruppe und die Diskussion mit Schülern wichtig. Diese Auseinandersetzung findet aber nur dann statt bzw. es kommt nur dann zu Diskussionen, wenn die angesprochenen Wissenslücken beseitigt sind.

Eine zunehmende Zahl von diesen Erklärvideos mit Lernnuggets zu verschiedenen Themengebieten findet man auf unserem Youtube-Kanal oder auf Instagram. Weitere Erklärungen sind auf Upspeak zu finden.

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