In diesem Beitrag sollen unsere Erfahrungen mit dem Distanzunterricht in der ersten Phase der Schulschließung vor den Osterferien im Mittelpunkt stehen.
Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass der Erfolg des Distanzunterrichts maßgeblich von seiner Gestaltung und der grundlegengenden einheitlichen Struktur abhängen. Folglich sollte es eine Phase des Einstiegs geben, in der für den folgenden Distanzunterricht motiviert wird, die Unterrichtsziele verdeutlicht und einen Überblick über die anstehenden Aufgaben gegeben werden.
Im Folgenden werden einige Möglichkeiten kurz skizziert, wie wir Distanzunterricht in der Zeit ausprobiert und kennen gelernt haben.
schul.cloud® als Kommunikationsplattform zur Verteilung von Arbeitsaufträgen
Eine eher niederschwellige und damit auch einfach umzusetzende Möglichkeit Distanzunterricht zu gestalten, ist der Versand von Arbeitsaufträgen zum Beispiel als PDF Dokumente über eine Kommunikationsplattform wie z.B. die schul.cloud®. Hierbei handelt es sich um einen DSVGO konformen Cloud-/Messengerdienst, den wir bei uns an der Schule für die Schüler-Lehrerkommunikation eingeführt haben. In der ersten Phase haben wir diesen als ein Instrument zu einer eher synchronen Unterrichtsgestaltung eingesetzt. D.h. es wurde den Schülern Material zugesendet und die Lehrkräfte standen während der Erarbeitungsphasen zu den normalen Unterrichtsstunden für individuelle Fragen über den Messenger zur Verfügung. Die Schülerinnen und Schüler konnten folglich die Lehrkräfte über die schul.cloud® einzeln anschreiben. In diesem Zusammenhang waren verbindliche Termine für die Abgabe von Aufgaben von zentraler Bedeutung. Vor dem Hintergrund, dass man zum damaligen Zeitpunkt noch von einem Schulstart nach den Osterferien ausgehen konnte, wurde Besprechung der Lösungen auf die Wiedereinstiegsstunde gesetzt, um so eine gute Ausgangslage für den weiteren Unterricht zu haben. Dieses Vorgehen kam vor allem in den Unter- und Mittelstufe zur Anwendung, da hier Lernprozesse im Vordergrund standen und keine Prüfungen in unmittelbarer Zukunft bevorstanden.
Themenbezogene Diskussion im Klassenchat der schul.cloud®
Eine zweite sehr interessante Möglichkeiten des Distanzunterrichts in Fächern, die sehr stark auf die Kommunikation zwischen den Schülerinnen und Schülern aufbauen, ist die Initialisierung und Steuerung von themenbezogenen Diskussionen im Klassenchat.
Ein Beispiel in diesem Zusammenhang war eine Diskussion über die Maßnahmen der Bunderegierung zur Corona-Krise, deren Vor- und Nachteile sowie deren Einfluss auf das Leben als Schülerin bzw. Schüler.
Videokonferenzen
Eine weitere Möglichkeit, die auch häufig in den Medien diskutiert wird, ist die Möglichkeit Videokonferenzen mit den Schülerinnen und Schülern abzuhalten. Eine Videokonferenz lässt sich in verschiedenen Unterrichtsphasen einsetzen. Zum einen kann man den Einstieg in ein neues Thema, z.B. zum Thema Netzplan mit einer Videokonferenz gestalten, um bestimmte Bestandteile im Sinne einer Anleitung bzw. des Vormachens vorzustellen. Im Anschluss konnten die Schülerinnen und Schüler dann wie in unserem konkreten Fall selbstständig entsprechende Übungsaufgaben in der Form der Erstellung von Netzplänen für bestimmte vorgegebene Projekte zu Hause bearbeiten. Abschließend wurden diese Lösungen dann wieder gemeinsam in einer Videokonferenz besprochen.
Im Rahmen einer Videokonferenz können aber auch offene Aufgaben gestellt und anschließend individuellen Lösungsansätze von den Schülerinnen und Schülern hierzu vorgestellt und diskutiert werden. In diesem Zusammenhang haben wir zum Beispiel zum Thema Corona entsprechende Erklärgrafiken anfertigen lassen. Diese Aufgabe war natürlich sehr offen und es ergab sich eine Vielzahl von verschiedenen Lösungsansätze, die wir als Kommunikationsanlass in der Videokonferenz genutzt haben. Es bot sich dann die Möglichkeit einzelne positive Aspekte herauszugreifen und wir haben uns gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern Optimierungsmöglichkeiten überlegt, die im Nachgang dann entsprechend umgesetzt wurden.
Padlet
Die vierte Möglichkeit Distanzunterricht zu gestalten, die wir in den Wochen kennen gelernt haben, war die Nutzung eines Padlets als Wochenarbeitsplan, in dem entsprechende Arbeitsaufträge für eine komplette Lernsituation aufgeführt waren. Folglich wurde ein Lernprozess, der sich über mehrere Stunden erstreckte mit seinen Pflicht- und Wahlaufgaben , im Padlet zusammengefasst. Der Schülerauftragzielte darauf ab, dass sie ihre Lösungen dort einstellen sollten. Im Padlet gab es Links zu Erklärvideos, zu Internetquellen mit Hintergrundtexten und Erklärgrafiken, so dass sie sich das Hintergrundwissen zu einem bestimmten Sachverhalt je nach ihrem persönlichen Bedarf abrufen konnten. Ferner hatten Sie die Aufgabe die Lösungen von anderen Schülern im Padlet zu kommentieren.
ZUMpad
Die letzte Möglichkeit zur Gestaltung von Distanzunterricht, auf die wir an dieser Stelle eingehen wollen ist die Nutzung eines sogenannten ZUMpads. Hierbei handelt es sich um ein Ethernetpad, welches vom Zentrum für Unterrichtsmedien bereitgestellt wird. Man findet das ZUMpad unter dem Link https://zumpad.zum.de. Hierbei handelt es sich um eine leere Text–Website, auf man die Möglichkeit hat kollaborativ zusammen zu arbeiten; d.h. alle Nutzer die den Link zu dem entsprechenden ZUMpad haben, können auf der Seite Ihre Ideen, Gedanken u.ä. zum jeweiligen Thema schreiben und die anderen können diese verschriftlichten Gedanken verändern und weiterentwickeln. In unserem konkreten Fall wurde das ZUMpad für die gemeinsame Erstellung einer Inhaltsübersicht genutzt, um gemeinsam eine Themenübersicht für die anstehenden Abschlussprüfungen entwickeln.
Erfolgsfaktoren für guten Distanzunterricht
Worin haben wir nun Erfolgsfaktoren für unseren eigenen Distanzunterricht identifiziert?
- Feedback einholen
Aus unserer Sicht ist es ganz wichtig, dass man sich zwischendrin immer wieder ein Feedback von den Schülerinnen und Schülern einholt, da die eigene Sicht nicht zwangsläufig identisch mit der Wahrnehmung der Schülerinnen und Schüler sein muss. Viele Dinge, die für uns vielleicht total einfach und unkompliziert sind, stellen unsere Schülerinnen, wenn sie alleine sind vor Herausforderungen. Es ist wichtig, dass wir dieses immer im Fokus behalten. - Kollegialer Austausch
Der Austausch mit Kollegen über Unterrichtsideen zum Distanzunterricht, über Dinge die gut aber auch die die weniger gut gelaufen sind und über Verbesserungsvorschläge haben wir in dieser Zeit stets als sehr gewinnbringend und als Inspirationsanstoß für neue Ideen gesehen. - Klare Struktur
Das Verfolgen einer klaren Unterrichtstruktur ist für uns elementar in diesem Zusammenhang. Entsprechend muss zu jedem Zeitpunkt Klarheit darüber herrschen, was gemacht werden soll, bis wann Aufgaben zu erledigen sind und ob Aufgaben alleine oder im Austausch mit anderen bearbeitet werden sollen. Ferner muss geklärt sein, welche Kommunikationskanäle um Einsnatz kommen und wie die Abgabe/ Einreichung von Lösungen bzw. Beiträgen zu erfolgen hat. - Verbindlichkeiten schaffen
Wichtig ist auch das Schaffen einer gewissen Verbindlichkeit. Das Fertigstellungsdatum und die Form der Bearbeitung muss eindeutig mit den Schülerinnen und Schülern abgesprochen sein. - Ausstattung der Schülerinnen und Schüler berücksichtigen
Eine Schwierigkeit im Zusammenhang mit dieser Verbindlichkeit ist natürlich die technische Ausstattung der Schülerinnen und Schüler. Nicht jeder Schüler hat zu Hause ein Notebook bzw. einen internetfähigen PC, um eben digital arbeiten zu können. Unser Ansatz in diesem Zusammenhang lag darin, möglichst viele Aufträge so zu gestalten, dass sie auch mit dem Handy bearbeitbar waren. Die Teilnahme an einer Videokonferenz ist zum Beispiel auch mit dem Handy möglich. Lösungen, die analog gestaltet sind, können auch abfotografiert und so dann zugesendet werden.
Fazit
Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass man versucht individuelle Probleme zu lösen. Es ist von zentraler Bedeutung, dass man als Lehrkraft mit den Schülerinnen und Schülern auch in dieser Zeit im Gespräch bleibt. Wir haben versucht einen möglichst engen Kontakt zu unseren Schülerinnen und Schüler zu halten. Die Rückmeldung seitens der Schülerinnen nd Schüler ist in diesem Zusammenhang auch, dass sie diese Gesprächsbereitschaft auf unserer Seite als sehr hilfreich in dieser schwierigen Situation empfinden. Insbesondere die Abschlussklassen fühlen sich eben dadurch in dieser Phase sehr gut betreut und unterstützt. Aus unserer Sicht ist es genau das, was beibehalten werden sollte auch nach dieser herausfordernden Zeit, die Kommunikation mit unseren Schülerinne und Schülern und die Bereitschaft deren individuelle Schwierigkeiten zu lösen.