Lernen mit und über digitale Medien

#2 Fünf Leitfragen zur Erstellung digitaler Lernangebote

Im ersten Beitrag unserer kleinen Beitragsserie zur Gestaltung digitaler Lernangebote stand der Einstieg in ein digitales Lernangebot im Mittelpunkt und wir haben dort konkrete Empfehlungen zum Einsatz einiger browserbasierter Tools gegeben. Ferner haben wir in dem Beitrag den Sinn eines Einstiegs für ein digitales Lernangebot thematisiert. Der Einstieg ist die erste Phase in der Umsetzung einer Unterrichtsstunde. Aber kommt nicht noch etwas vor dem Einstieg?

Grundsätzlich sind vor der Umsetzung einige Überlegungen und die Beantwortung verschiedener Leitfragen notwendig, um eine passgenaue Gestaltung der digitalen Unterrichtseinheit vornehmen zu können. Diese Leitfragen für die Gestaltung eines guten digitalen Lernangebots sind im folgenden Gegenstand des heutigen Beitrags.

Leitfrage #1 – Was ist unser Lernziel?

Die erste zentrale Frage im Rahmen der Konzeption eines digitalen Lernangebotes ist die Frage nach dem Lernziel. Zunächst sollte die Lehrerin, der Lehrer bzw. die Trainerin der Trainer Klarheit im Bezug auf die Zielrichtung der Lerneinheit, die erstellt wird schaffen. Die Lernziele können zum einen reine fachliche Lernzuwächse, wie sie sich häufig in typischen beruflichen E-Learning-Konzepten wiederfinden sein. Dann steht in der Regel die Vermittlung von Faktenwissen im Mittelpunkt wie z.B. die Schulung zu einem neu eingeführten Produkt. Im Bereich der schulische Bildung sollen aber in der Regel noch mehr Kompetenzen abgedeckt werden.  Im Rahmen der Medienkompetenz soll jungen Menschen, Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen ein verantwortungsvoller Umgang mit Medien vermittelt werden. Dann soll ihnen ferner der Umgang mit der Technik im Sinne des Anwendungs-Know-Hows vermittelt und darüber hinaus zusätzlich die Funktionsweise von bestimmten Prorammen im Sinne einer informatorischen Grundbildung erläutert werden. Grundsätzlich steht hierbei die Entwicklung eines Grundverständnisses für die Funktionsweise digitaler Geräte im Mittelpunkt.  Ferner ist auch immer die Entwicklung von Soft Skills in der Form von sozialen und methodische Kompetenzen zu berücksichtigen. Z.B.  Stehen im Rahmen der Umsetzung eines Design-Thinking-Workshops die Social Skills im Mittelpunkt. Grundsätzlich sollte man sich zu Beginn der Gestaltung eines digitalen Lernangebotes bzw. einer digitalen Lerneinheit Klarheit über das zentrale Lernziel dieser Einheit machen. Die folgenden Phasen des Lernangebotes bzw. der Lerneinheit wie z.B. der Einstieg müssen dann zu diesem Lernziel passen.

Leitfrage #2 – Wer ist meine Zielgruppe?

Die zweite entscheidende Frage man sich vor der Erstellung eines digitalen Lernangebotes stellen sollte, ist die Frage nach der Zielgruppe. An wen richtet sich das Lernangebot ganz konkret. Es ist ein Unterschied, ob ich berufstätige Menschen, Jugendliche oder vielleicht sogar Kinder im Grundschulalter unterrichte bzw. in ihren Lernprozessen begleiten möchte.

Die Zielgruppe hat zum einen natürlich Einfluss auf die zu behandelnden Themen aber natürlich auch auf die Art der Aufbereitung des digitalen Lernangebotes. Ferner stehen den verschiedenen Zielgruppen auch ganz verschiedene technische Endgeräte zur Verfügung, was ich bei der Gestaltung eines digitalen Lernangebotes berücksichtigen muss. 

Darüber hinaus ist es auch immer wichtig, dass man sich Klarheit über die Art und dem Umfang der Nutzung von sozialen Medien zum Austausch innerhalb der Zielgruppe macht. Nur wenn ich diese Nutzungsgewohnheiten kennt, kann man diese in die zu erstellenden digitalen Lernangebote entsprechend einbinden. Nutzt die Zielgruppe z.B. Youtube oder Instagram? Im Erwachsenenbereich spielt an dieser Stelle auch Twitter eine entsprechende Rolle. Während Jugendliche im Moment eventuell eher Tic Toc bevorzugen. 

Folglich impliziert die Frage nach der Zielgruppe auch die Nutzung von Endgeräte und Medienkanälen durch die entsprechende Zielgruppe.

Leitfrage #3 – Wie lernt meine Zielgruppe?

Im Rahmen der dritten zentralen Frage, sollte man sich Gedanken darüber machen, wie lernen denn meine Schülerin meine Schüler bzw. meine Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

In diesem Kontext geht es um die Klärung von Sozialformen, Methoden aber auch die Berücksichtigung unterschiedlicher Lerntypen.

Im Rahmen der Klärung der Sozialform sollte man klären ob die Schülerinnen und Schüler bzw. Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzeln für sich alleine lernen oder in Teams lernen oder vielleicht sogar in größeren Gruppen ggf. kollaborativ lernen sollen. Diese Entscheiodung wird maßgeblich von der Entscheidung über das Lernziel geprägt. Wird z. B. lediglich ein fachliches Lernziel verfolgt, dann ist in der Regel die Einzelarbeit sinnvoll, da der Lernende sich dann intensiv mit dem Lerngegenstand auseinandersetzen muss. Wenn hingegen auch soziale Kompetenzen gefördert werden sollen, dann ist das sinnvoll meistens eher in Gruppenarbeiten möglich. Es werden soziale Rollen im Rahmen einer echten Kommunikation benötigt, um eben an den sozialen Kompetenzen sinnvoll arbeiten zu können. Diese Kommunikation kann und wird in diesem Zusammenhang zunehmend über die digitalen Kanäle erfolgen.

Ein weiterer Aspekt über den man sich im Zusammenhang mit der Zielgruppe Klarheit verschaffen sollte, sind die Lernmethoden, die ich anwenden sollte. In Abhängigkeit von meiner Zielgruppe, den Schülerinnen und Schülern bzw. den Teilnehmerinnen und Teilnehmern greift man auf unterschiedliche Lernmethoden zurück. An dieser Stelle sollten bereits eingeübte Lerntechniken und Lernstrategien entsprechend berücksichtigt werden oder aber es wird bewusst die Entscheidung für das Erlernen einer neuen Lerntechnik oder gar -Lernstrategie angestrebt. In diesem Zusammenhang trifft man dann dann in der Regel auch eine Entscheidung über die zu verwendende Lernaufgabe bzw. den Typ der Lernaufgaben. In diesem Kontext kann man zwischen Aufgaben die für den Aufbau  neuer Wissensstrukturen und neuer Kompetenzen und denen die auf eine Vertiefung von bereits vorhandenem Wissen und vorhandener Kompetenzen abzielen unterscheiden. Ferner können die Lernaufgaben auf die Lösung von problemorientierten Aufgaben abzielen, den Lernenden im Rahmen von Entscheidungsaufgaben Entscheidungen abverlangen oder im Rahmen von Gestaltungsaufgaben entsprechende Kreativität einfordern. Ferner kann im Rahmen von Beurteilungsaufgaben die Beurteilung eines bestimmten Sachverhalts eingefordert werden.

Ausgangspunkt unserer Überlegungen war die Frage danach, wie die betreffende Zielgruppe lernt. In diesem Zusammenhang kommt es neben der Sozialform und der Lernmethode natürlich auch auf die verschiedenen Lerntypen an. Man sollte sich bewusst werden welche Lerntypen das digitale Lernangebot ansprechen soll. Handelt es sich bei meinen Schülerinnen und Schülern bzw. meinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern um visuelle,  auditive, haptische oder doch eher kommunikative Lerntypen. Auch diesen Aspekt sollte man bei der Konzeption einer digitalen Lerneinheit auf jeden Fall berücksichtigen. Nicht zuletzt sollte auch Klarheit im Bezug auf die Lernstrukturen geschaffen werden. Befinden wir uns im Bereich des formellen Lernens, in dem durch die Strukturen das Lernen gesteuert und organisiert werden muss oder eher im Bereich des informellen Lernens, das durch Freiräume und entsprechende Selbstorganisation sich auszeichnet.

Diese Aspekte sind letztendlich die Basis für die Entscheidung über den Einsatz einzelner Methoden und Lernformen im Rahmen der digitalen Lerneinheit.

Leitfrage #4 – Wann soll gelernt werden?

Eine weitere Frage, die man sich stellen sollte ist die nach dem Zeitpunkt zu dem gelernt werden soll bzw. gelernt wird. Handelt es sich um einen festen Zeitpunkt, der vorgegeben wird zudem gelernt wird oder können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bzw. die Schülerinnen und Schüler selber bestimmen wann sie lernen möchten. In diesem Kontext ist folglich auch zu klären ob das Lernen synchron in der Gruppe oder asynchron erfolgen soll. Auch in diesem Zusammenhang sollte man immer den Fokus auf das anvisierte Lernziel richten.

Leitfrage #5 – Wo soll gelernt werden?

Letztendlich ist natürlich auch noch die Frage nach dem Lernort zu klären. Kommt die digitale Lerneinheit  ausschließlich online zum Einsatz, wird sie im Präsenzunterricht eingesetzt oder im Rahmen

eines Blended-Learning-Settings.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es einige Fragen gibt, über die man sich bei der Konzeption eines digitalen Lernangebotes Klarheit verschaffen muss bzw. die man im Vorfeld für sich selber beantworten muss.

  • Was ist mein Lernziel?
  • Welche Zielgruppe spreche ich an?
  • Wie lernen meine Schülerinnen und meine Schüler bzw. meine Teilnehmerinnen und Teilnehmer (in welcher Sozialform, mit welchen Methoden, nach welchem Lerntyp und in welcher Lernform)?
  • Wann wird gelernt?
  • Wo wird gelernt?

Ausblick

Im nächsten Beitrag werden wir uns detaillierter mit der Aufbereitung von Aufgaben für ein digitales Lernangebot beschäftigen.

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