Lernen mit und über digitale Medien

#3 Erarbeitungsphasen aktiv gestalten

Wie kann ich in einem digitalen Lernangebot die Erarbeitungsphase aktiv gestalten?
Im Rahmen des folgenden Beitrags stellen wir als Antwort auf diese Frage mit dem Webquest, einem videobasierten Glossar und Pecha Kucha drei konkrete Möglichkeiten vor.

Wie man der Überschrift und der Einleitung schon entnehmen kann soll es im Rahmen unserer kleinen Reihe zur Gestaltung digitaler Lernangebote im heutigen Beitrag um die Gestaltung der Erarbeitungsphase gehen. In der Erarbeitungsphase findet in der Regel meistens der eigentliche Lernprozess statt. Das Lernen findet hierbei in verschiedene Phasen statt: Wissensaufnahme – Wissensspeicherung – Abruf bzw. Anwendung von Wissen. Für die Gestaltung dieses Lernprozesses in der Erarbeitungsphase stehen einem verschiedene Methoden zur Verfügung, von denen heute drei ganz konkrete Beispiele aus unserem digitalen Lernangeboten bzw. unserem Unterricht als Ausgangspunkt für weitere Überlegungen dienen sollen.

Betrachten wir zunächst einmal diese drei Beispiele in der Form eines Webquest, eines videobasierten Glossars und des Pecha Kucha.

Webquest

Das Webquest ist eine traditionelle Methode, die wahrscheinlich einige schon kennen bzw. eingesetzt haben. Im Rahmen eines Webquest erhalten die Schülerinnen und Schüler In Form von Links bzw. QR-Codes Informationen zu einem bestimmten Sachverhalt. In unserem Beitrag zu den Einstiegen in digitale Lernangebote stand inhaltlich das Thema Datenschutz im Mittelpunkt, welches wir auch im Rahmen dieses Beitrags wieder als Thema aufgreifen wollen. Der Datenschutz ist ein sehr komplexes Thema und führt somit für den Unterricht zu einer Vielzahl inhaltlicher Fragen wie nach den Inhalten der DSGVO bzw. den resultierenden Regelungen, den Schutzzielen der DSGVO und der Bedeutung von personenbezogene Daten. In diesem Zusammenhang stellen sich aber Fragen nach den Rechten von betroffenen Personenkreisen und den verschiedenen Pflichten der Unternehmen. Die genannten Aspekten geben nur einen Ausschnitt aus dem Themenbereich des Datenschutzes wieder, aber sie zeigen schon die Komplexität dieses Themas.

Im Rahmen eines Webquests bietet sich nun die Möglichkeit dieses komplexe Thema in kleine einzelne Bearbeitungseinheiten aufzuteilen. Die Schülerinnen und Schüler erhalten von uns nun Links bzw. QR-Codes zu entsprechenden Internetseiten, auf denen die einzelnen Themen inhaltlich angemessenen erläutert werden. Die Schülerinnen und Schüler können Sie sich somit selbstständig anhand der entsprechenden Informationsquellen selbständig informieren.  In der Regel wählen wir dabei die betreffende Internetseite so aus, dass die Schülerinnen und Schüler noch 2-3 weitere verlinkte Seiten aufsuchen müssen, damit sich Ihnen der Themenbereich vollständig und der erschließt und der Arbeitsauftrag vollständig bearbeitet werden kann.

Grundsätzlich bietet sich an dieser Stelle die Möglichkeit das gesamte Thema des Datenschutzes entweder arbeitsgleich mit identischen Arbeitsaufträgen oder arbeitsteilig mit verschiedenen Aufträgen durch die Schülerinnen und Schüler bearbeiten zu lassen.  oder bei einem so großen und komplexen Thema würde es sich ja auch anbieten dass ich arbeitsteilig in verschiedenen Gruppen arbeiten lassen. Denkbar wäre in diesem Zusammenhang zum Beispiel, dass eine Schülergruppe sich mit den Pflichten der Unternehmen auseinandersetzt, während die andere Gruppe sich über die Rechte der betroffenen Personengruppen informiert. Später können die Ergebnisse gesammelt, zusammengeführt und im Diskurs verknüpft werden. Ein ganz grundlegender Vorteil des strukturierten Webquest liegt darin, dass die Komplexität von Themen aufgebrochen werden kann und so

Videobasiertes Glossar

Im Rahmen des videobasierten Schreiben bzw. des videobasierten Glossars erhalten die Schülerinnen und Schüler zunächst ein Erklärvideo zu einem bestimmten Sachverhalt. In diesem Fall handelt es sich um ein Erklärvideo zum Thema Datenschutz. Das kann man entweder per Link oder per QR-Code machen. Die Bereitstellung kann im Rahmen einer Videokonferenz auch im Chat erfolgen, so dass die Schüler auch asynchron lernen können. Weitere Möglichkeiten der Bereitstellung wären aber andere Kommunikationskanäle wie Emails, Messenger oder Cloud-Dienste. In unserem Fall haben wir uns für eine Bereitstellung über die schul.cloud® entschieden, um den Link ganz einfach und schnell zu verteilen.  Das weitere Vorgehen bei der Methode des videobasierten Glossars sieht dann vor, dass die Schülerinnen und Schüler sich das Erklärvideo anschauen und danach sich einzelne Stichpunkte notieren und so ein entsprechendes  Glossar anfertigen, das die wichtigsten Begriffe des Films wiedergibt.

Ein solches Glossar lässt sich sehr gut auch im Rahmen einer Videokonferenz anfertigen. Im Vorfeld teilt man das Thema in verschiedene Unterthemen auf und verteilt an Kleingruppen mit 3-4 Schülerinnen und Schülern entsprechende Arbeitsaufträge, die im Anschluss in den sogenannten Breakout-Rooms bearbeiten werden. In den verschiedenen Breakout-Rooms werden folglich die entsprechenden Glossars zum jeweiligen Unterthema erstellt. Die Schülerinnen und Schüler tauschen sich innerhalb Ihres Breakout-Rooms selbstständig zum Thema aus. In diesem Zusammenhang müssen die Schülerinnen und Schüler natürlich dann auch Ihren Arbeitsprozess organisieren. Z.B. sollte es jemanden geben, der als Protokollführer agiert und die Ergebnisse der Gruppe entsprechend festhält. Zum Abschluss dieser arbeitsteiligen Phase kommen dann wieder alle im Hauptraum der Videokonferenz zusammen und es werden die verschiedenen Ergebnisse zusammengetragen und ggf. nochmal von den Schülerinnen und Schülern der anderen Gruppen hinterfragt.

Pecha Kucha

Als dritte Methode möchten wir an dieser Stelle Pecha Kocha vorstellen. Hierbei handelt es sich in seinem Ursprung um eine Vortragstechnik, die aus Tokio stammt. Sie wurde von zwei Architekten initiiert, die das Problem von langatmigen PowerPoint-Präsentationen zur Vorstellung von Bauwerke etc. umgehen wollten. Im Rahmen dieser Methoden wird ein Vortrag auf 20 Bilder begrenzt, die jeweils für 20 Sekunden eingeblendet werden und zu den frei gesprochen werden muss. Hieraus ergibt sich das eine Pecha Kucha Präsentation folglich maximal 6:40 Min (eben 20 x 20 Sekunden) dauern kann. Diese Präsentationsmethode bietet im Anschluss an das Webquest oder auch an das videobasierte Glossar die Möglichkeit das erworbene Wissen bzw. die Lerninhalte zum Thema Datenschutz zu vertiefen und entsprechend wiederzugeben. Ferner dient diese Form der Präsentation natürlich auch der Schulung von  Rhetorik und Vortragstechnik, da die Schülerinnen und Schüler dazu angehalten werden frei zu fachlichen Themen zu sprechen.

Betrachten wir nun einmal den Hintergrund zu den genannten Beispielen.

Was muss ich bei der Gestaltung der Erarbeitungsphase in einem digitalen Lernangebot beachten?

1. Was ist das Lernziel? Welche Art von Wissen oder Fertigkeiten sollen vermittelt werden?

Im Bezug auf dieser Frage nach dem Lernziel kann man grundsätzlich zwischen der Aneignung von vollständig neuem Wissen auf der einen Seite und der Vertiefung von bereits vorhandenem Wissen mit der Anknüpfung an bestehende Wissensstrukturen differenzieren.

2. Welche Aufgabentypen eignen sich hierzu besonders?

Der Aufgabentyp ist abhängig vom Lerninhalt.  Geht es um die Entwicklung von Problemlösungsstrategien, sollen Dinge umgesetzt werden oder soll  ein bestimmter bestehender Sachverhalt analysiert werden. Aber natürlich kann  es aucgh um das Ergründen von Hintergründen oder die Beurteilung von Lösungen gehen.  Für jeden dieser Ansätze gibt es einen speziellen Aufgabentyp, den man dann auch wählen sollte:

  • Problemlösungsaufgabe
  • Gestaltungsaufgabe
  • Analyseaufgabe
  • Begründungsaufgabe
  • Beurteilungsaufgabe

3. Welche Bearbeitungsform ist angemessen?

In Abhängigkeit von Aufgabentyp, den man aussucht, ist auch die Bearbeitungsform auszuwählen. Im Rahmen eines Beurteilungskontextes sind in der Regel viele verschiedene Perspektiven und Sichtweisen zu berücksichtigen, so dass an dieser Stelle der Einsatz einer Einzelarbeitsform wenig zielführend. Im Gegensatz dazu kann zur Bewältigung eines Problems aufgrund von fehlendem Wissen und der Notwendigkeit der Aneignung neuer Wissensstrukturen sinnvoll sein dieses in Einzelarbeit zu machen. Ein Beispiel bietet hierfür häufig die Bearbeitung von mathematischen Problemstellungen.  Grundsätzlich lässt sich in diesem Zusammenhang zwischen Situationen, die eine hohe Konzentration und die Aktivierung von Vorkenntnissen erfordern, in denen dann eine Einzelarbeit zweckmäßig ist und Situationen in denen Inhalte aufgeteilt werden und die dann zielführend im Diskurs in einer Gruppenarbeit bearbeitet werden differenzieren. Im Rahmen der Gruppenarbeit können dann auch Lernziele, die auf die Koordination von Arbeit abzielen berücksichtigt werden.

4. In welcher Form soll das Feedback erfolgen?

Das Feedback ist in der Regel sehr wichtig für den Lernprozess. In diesem Zusammenhang sollte man sich im Vorfeld Klarheit darüber verschaffen, in welcher Form und zu welchem Zeitpunkt des Erarbeitungsprozesses das Feedback eingeholt werden soll. Folglich sollte Klarheit darin bestehen, ob nur am Ende der Erarbeitungsphase Feedback eingeholt wird oder aber ob bereits während der Bearbeitungsphase auch die Möglichkeit zum Einholen von Feedback bzw. zum Stellen von Rückfragen bestehen soll. In diesem Zusammenhang muss auch eine Entscheidung über den Kanal für das Feedback bzw. die Rückmeldung getroffen werden. In diesem Zusammenhang sind die verschiedensten Kommunikationskanäle wie z.B. die schul.cloud® als Messenger-Dienste aber auch Plattformen wie z.B. Slack oder auch klassisch die Emailkommunikation denkbar. Im Kontext von Feedback ist natürlich auch zu klären, wer der Feedbackgeber sein soll. In diesem Kontext gibt es Möglichkeiten von einer Selbstreflektion mittels Portfolio bis zur Weitergabe des erworbenen Wissens an die Mitschüler und das Einholen ein entsprechendes Feedback von dieser Zielgruppe.

Die Gestaltung einer Erarbeitungsphase kann man sich anhand einer Matrix veranschaulichen, in der zum einen der Lernprozess und zum anderen das Lernziel gegeneinander abgetragen werden.  So ergeben sich verschiedene Kombinationsmöglichkeit ausgehend von stark vorstrukturierten bis hin zu vollkommen offenen Lernprozessen mit Lernzielen einer einfachen  bis hin zu einer komplexen Taxonomie-Stufe.

Ausblick

In den nächsten Beiträgen werden wir noch zahlreiche Tools und Methoden vorstellen, die man in der Erarbeitungsphase entsprechend einsetzen kann.

Weitere Informationen findet man auch auf unserem Upspeak-Kanal und auf Instagram.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.