Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht die strukturierte Darstellung von Informationen und die Erarbeitung dieser Struktur im Team. Hierzu nähern wir uns der Methode des kollaborativen Mindmappings zunächst über die Einzelbegriffe, um anschließend den unterrichtlichen Einsatz und abschließend dessen Umsetzung mithilfe verschiedener digitaler Tools zu betrachten.
Kollaboration und Kooperation
Sowohl bei der Kooperation wie der Kollaboration geht es um die interaktive Zusammenarbeit innerhalb einer Gruppe. Während bei der Kooperation Aufgaben zunächst in Teilaufgaben zerlegt werden und anschließen in Teilgruppen bearbeitet und nachher von den Gruppenmitgliedern zu einem Endergebnis wieder zusammengesetzt werden, steht bei der Kollaboration die gemeinsame Arbeit am Gesamtergebnis und die Entwicklung durch den interaktiven Austausch im Mittelpunkt. Folglich steht für die Kooperation der Aushandlungsprozess für die Zerlegung und die abschließenden Verknüpfung im Mittelpunkt. Im Gegensatz hierzu entwickelt sich bei der Kollaboration das Endergebnis durch die gemeinsame Entwicklung von Ideen und Lösungen. Beide Formen bieten sich für den Einsatz in der Schule oder auch in anderen Weiterbildungsangeboten an. Sie unterstützen Prozesse zur gemeinsamen Erschließung von Begrifflichkeiten.
Mindmapping
Neben der Zusammenarbeit steht die Strukturierung von Informationen im Fokus unserer Betrachtung. Folglich sollen Informationen in einer übersichtlichen Art und Weise dargestellt werden. Informationen strukturiert aufzubereiten bedeutet, dass zu einem bestimmten Thema auch alle Teilbereiche aufgelistet werden. Folglich geht es auch darum, dass Informationen visualisiert bzw. Informationen übersichtlich mit allen Teilaspekten dargestellt werden. Das Mindmapping bietet uns hierfür eine gute Möglichkeit. Das schöne bei der Nutzung des Mindmappings ist die Möglichkeit, dass das logische Denken, das zunächst auf das strukturieren der Informationen angelegt ist, mit der Kreativität verbunden wird. Die Logik ist beim Menschen eher traditionell in der linken Gehirnhälfte verwurzelt und die Kreativität bezieht sich eher auf die rechte Gehirnhälfte. Im Rahmen des Mindmappings können folglich beide Aspekte, die Logik und die Kreativität verbunden werden. In seiner Konsequenz führt das dazu, dass Sachverhalte einem besonders lange im Gedächtnis bleiben. Hieraus resultiert der Vorteil, dass Informationen, die sowohl optisch gut aufbereitet sind als auch logisch sehr gut strukturiert sind, Menschen sich schnell merken können und auch lange im Gedächtnis verbleiben. Die Informationen können folglich schneller aufgenommen, leichter im Gedächtnis abgespeichert und einfacher wiedergegeben werden.
Mindmapping im Team
Die Zusammenarbeiten in einem Team lässt natürlich zu einem Thema auch unterschiedliche Sichtweisen entstehen. Im Ausgangsbeispiel wurde das Thema Datenschutz betrachtet, das an dieser Stelle wieder aufgegriffen werden soll. Verschiedene Personen bringen unterschiedliche Erfahrungshorizonte zum Thema Datenschutz auf der Basis ihrer eigenen persönlichen Erfahrungen mit. Dieser individueller Erfahrungshorizont bildet die Grundlage für die Beurteilung des Themas durch eine Person. Die Erstellung einer Mindmap im Team bietet in diesem Zusammenhang die Möglichkeit sich gegenseitig von anderen Sichtweisen und auch anderen Fragestellungen die im Austausch miteinander aufgeworfen werden inspirieren zu lassen.
Im Rahmen einer kollaborativ erstellten Mindmap können sich Dinge gegenseitig erklärt werden. Ferner lässt sich auf diese Weise der Teamgeist und das Zusammengehörigkeitsgefühl einer Gruppe stärken. Auf den Unterricht bezogen lässt sich feststellen, dass die Schülerinnen und Schüler, es als ihre Aufgabe ansehen, sich bei einer gemeinsam zu erstellenden Mindmap, weiterzuhelfen, wenn der Einzelne an einer Stelle nicht weiterkommt.
Digitales Mindmapping
Warum sollts das Mindmapping nun digital stattfinden?
Die digitale Erstellung und Bereitstellung von Mindmaps bietet die Möglichkeit Abhängigkeiten sprichwörtlich konservierbar zu machen und sie somit für eine spätere Stunde oder eine andere Lerngruppe verfügbar zu haben, um sie ggf. weiterzuleiten oder weiterzuentwickeln. Ferner bietet eine digitale Mindmap die Möglichkeit, die Informationen und Zusammenhänge in verschiedenen Formaten zu nutzen. Sie lassen sich auf diese Weise nachher dann auch einfach als Bild abspeichern. Die digitalen Mindmaps können aber auch relativ einfach in andere audiovisuelle Beiträge z.B. Videos oder Erklärgrafiken eingebunden werden. Natürlich besteht auch die Möglichkeit eine entwickelte Mindmap in der nächsten Stunde wieder zu verwenden und daran weiterzuarbeiten. In einer Gruppe haben immer alle Gruppenmitglieder Zugriff auf die Mindmap, so dass es unproblematisch ist, wenn ein Gruppenmitglied einmal fehlt oder die Gruppe wechselt. Ferner lässt sich ein digitales Mindmap auch in der nächsten Lerneinheit, im nächsten Jahr oder vielleicht in einer anderen Klasse wieder verwenden. Darüberhinaus bietet eine digitale Mindmap eine einfache Möglichkeit Feedback einzuholen und das Ergebnis zu verbessern. In der Schule wenn es darum geht Informationen im Team mit Hilfe von Apps zu strukturieren liegt ein mögliches Szenario darin, dass Klassenstufen übergreifend gearbeitet wird. Folglich könnte ein Mindmap zum Thema Datenschutz in einer Jahrgangsstufe von zwei Parallelklassen gleichzeitig erarbeitet werden. Auf diesem Weg könnten die Schülerinnen sich untereinander sehr gut Feedback geben bzw. die Ansätze der anderen Klasse zur Weiterentwicklung eigener Gedankenstränge nutzen. Natürlich bieten digitale Mindmaps aber auch Möglichkeiten für Projekte, die an außerschulischen Lernorten fortgesetzt werden können, z.B. können so sehr gut auch Experten außerhalb der Schule zu Themen befragt und z. B. die Unternehmenssicht bei Erstellung eines Mindmaps online mit einbezogen werden.
Im Folgenden stehen für die Umsetzung drei verschiedene digitale Tools im Mittelpunkt, die man für die kollaborative Erstellung von Mindmaps verwenden kann. Hierbei handelt es sich zum einen, um das teilweise sicherlich bereits bekannte Tool Mindmeister. Dann wird ein Whiteboard-Tool mit Minmap-Funktion Draw.Chat und zum Schluss noch das Tool Flinga.
Mindmeister
Mindmeister (www.mindmeister.com) ist vermutlich schon einigen bekannt. Es bietet eine kostenlose Möglichkeit bis zu drei Mindmaps mit drei verschiedenen Personen zu teilen. Zum einen ist das Tool kostenlos und zum anderen werden die Daten in Deutschland gespeichert. Der Serverstandort ist Frankfurt/Main. Damit findet die deutsche bzw. die europäische DSGVO Anwendung. Neben dem kostenfreien individuellen Account gibt es u.a.noch die Möglichkeit einen educational Account abzuschließen.
Die Tooloberfläche von Mindmeister ist relativ intuitiv bedienbar. Es bietet die Möglichkeit viele Formatierungen vorzunehmen, z. B. lassen sich die einzelnen Äste farblich gestalten, es lassen sich Bilder und kleine Icons einfügen die eben gerade dafür gut geeignet sind um das Logische mit dem Visuellen zu verbinden. Das Teilen des Mindmaps erfolgt über das Generieren eines entsprechenden Links, mit dessen Hilfe man entweder Leute direkt aus dem Tool heraus per Email einladen kann oder man kopiert den Link und verschickt ihn dann per E-Mail , Messengerdienst oder Lernmanagementsystem.
Draw Chat
Bei Draw.Chat (draw.chat) handelt es sich um ein webbasiertes Open-Source-Tool in der Form eines kollaborativen digitalen Whiteboards. Es ist ebenfalls DSGVO konform. Für die Nutzung ist keine Anmeldung notwendig. Mit Hilfe dieses Whiteboards können Mindmaps dann einfach gezeichnet werden. Es bestehen eine Vielzahl Möglichkeiten Formatierungen vorzunehmen, z.B. farblich etwas hervorzuheben, die Schriftart, -farbe und -stärke zu verändern und so etwas hervorzuheben. Ferner können Bilder eingefügt werden, aber auch Elemente wegradiert werden. Darüber hinaus bietet das Tool auch die Möglichkeiten Voice-Nachrichten zu verschicken, eine Videokonferenz zu starten oder Textnachrichten in einem Chat zu teilen. Die Nutzung des Tools setzt lediglich das Tracken der IP-Adresse voraus. Vor diesem Hintergrund bietet das Tool mit seiner unbegrenzten Nutzbarkeit eine schöne Möglichkeit viele Mindmaps auf dem Whiteboard anzulegen und mit unbegrenzt vielen Teilnehmern zu teilen.
Das Teilen erfolgt auch hier wieder über den entsprechenden Link des Whiteboards. Neben dieser unbegrenzten Nutzbarkeit stellen insbesondere die Vielzahl von verknüpften Kommunikationsmöglichkeiten einen nicht zu verachtenden Vorteil da.
Flinga
Das dritte Tool, welches an dieser Stelle vorgestellt werden soll, ist das finnische Tool Flinga (flinga.fi). Auch dieses Tool ist datenschutzkonform und man kann unbegrenzt viele Mindmaps mit ihm anlegen. Die Menüführung bei diesem Tool ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Wenn man sich aber einmal damit vertraut gemacht hat, bietet auch dieses Tool einem eine Vielzahl von Möglichkeiten.
Unser persönlicher Favorit ist Flinga, aufgrund der Vielzahl von Möglichkeiten der Nutzung und seiner unbegrenzten Nutzbarkeit im Hinblick auf das Teilen und Zusammenzuarbeiten.
Unser Tipp: Einfach einmal alle drei ausprobieren und dann das für den idividuellen Gebrauch am besten geeignete auswählen. Wir freuen uns über mögliche Hinweise bzw. Feedback bzgl. der vorgeschlagenen Tools.
Unterrichtliche Einsatzmöglickeiten
Kollaborative Mindmaps lassen sich im Unterricht vorzugsweise dann einsetzen, wenn Informationssammlungen gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern erstellt werden sollen. Mögliche Einsatzszenarien sind in diesem Zusammenhang z.B. das Lösen von Problemen und die Planung von kleinen Projekten, wie z. B. eines Klassenausflugs. Natürlich kann das kollaborative Mindmapping auch unterrichtsbegleitend zur Erstellung einer Themensammlung eingestuft werden, d.h. man nutzt die Mindmap während der Erarbeitung eines bestimmtes Unterrichtsthemas um Fakten bzw. das Wissen das erarbeitet wurde festzuhalten. Dieses kann als Vorbereitung für eine Leistungsbewertung also z.B. einen Test oder Klassenarbeit erfolgen oder das Mindmap selber wird als Leistung bewertet.
Im Hinblick auf die Methodenkompetenz fördert der Einsatz des kollaborativen Mindmappings das Verständnis der Schülerinnen und Schüler für das Lernen. Es trägt folglich zum lernen über und zum Lernen bei. Man gibt den Schülerinnen und Schülern ein Instrument an die Hand, mit dem sie ihr eigenes Wissen strukturieren können. Auf dieser Basis lassen sich dann digitale Apps einsetzen um z.B. Vorträge vorzubereiten oder auch größere Facharbeiten im Vorfeld strukturieren. Diese tragen somit bei der Vorbereitung von Vorträgen dazu bei, dass Strukturen erkennbar werden. Sie können aber auch im Nachhinein eingesetzt werden, in dem man Vorträge auf diese Weise verschriftlichen. Die Mindmaps bieten damit eine Möglichkeit zu einem qualifizierten und nachvollziebaren Feedback zu Vorträgen. Sie können aber auch dazu eingesetzt werden, um Fakenews aufzudecken.
Das war ein kleiner Input zum Thema: Wie kann man Infos in Teams strukturieren, erarbeiten und sammeln.
Über einen interaktiven Austausch per Kommentar oder Email freuen wir uns.
Weitere Informationen gibt es auch im entsprechenden Upspeak oder auf Instagram.